Annapurnarunde 2004 - Teil 2



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5. April 2004

Von Hongde nach Manang 3536 m

Heute hatten wir ein kurze Etappe vor uns, die Gehzeit von Hongde bis nach Manang beträgt etwa 2 1/2 Stunden. Der Weg führt durch eine wunderschöne Landschaft. Am Ortsausgang von Hongde befindet sich der Eingang zum Flughafen von Hongde, wo wir die Landung einer Maschine beobachten konnten. Es ist eine Twin Otter, die speziell für diese Art von kurzen Landepisten gebaut ist. In einen schütteren Nadelwald befindet sich eine Schule, darüber glänzen die Firnfelder von 6000 m hohen Bergen, die in der Karte keinen Namen tragen. Auch die Annapurna III (7555 m) konnten wir von diesem Weg aus betrachten. Auf dem Weg trafen wir Jeta Rai, der 2001 mit uns im Khumbugebiet unterwegs war.

Peenorie Sherpa und Phurba Sherpa führten uns ins Gelände. Sie wussten mal wieder eine schöne Stelle zum Fotografieren, die vom normalen Weg nicht einsehbar ist. Nach kurzer Zeit kamen wir an einen smaragdgrünen See, in dem sich Teile des Annapurnamassivs spiegelten. Weiter führte uns der Weg in Richtung Manang. Es war ein unbeschwertes wandern in einer traumhaften Landschaft, dazu paßte auch das gute Wetter. So näherten wir uns der Ortschaft Braga. An der Felsenwand liegt malerisch die über 500 Jahre alte Gompa von Braga.

So gegen 12:00 Uhr erreichten wir Manang. Wie jeden Tag kommt auch heute am Nachmittag Bewölkung auf und taucht die braune Landschaft in ein eigentümliches Licht. Den Nachmittag verbrachten wir mit Relaxen und dem Bummel durch den Ort.


6. April 2004

Ruhetag in Manang

Heute hatten wir einen Ruhetag. Er begann mit der Geburtstagsfeier für Anja. Unsere Sherpas hatten einen Geburtstagskuchen gebacken, den wir uns vor dem Aufstieg zur Praken Gompa schmecken ließen.

Danach ging es 400 Höhenmeter steil hinauf zu einer Felsenklippe, auf der sich die Praken Gompa befindet. Sie liegt auf einer Höhe von rund 3900 m. Der Aufstieg dient der Höhenanpassung, denn die nächsten drei Tage werden uns über den 5416 m hohen Thorong La (La=pass) nach Muktinath führen. So stiegen wir dann über den Dächern von Manang hinauf zur Gompa. Diese erreichten wir nach einer guten Stunde Gehzeit und genossen von dort oben den etwa 40 Km Luftlinie umfassenden Panoramablick, der, von links nach rechts, von der Annapurna II - bis zum Khangsha Kang (Roc Noir) reichte.


Dann besuchten wir den 100 Rupien Lama. In einer Zeremonie gab er uns den Segen, damit wir heil über den Thorong La kämen. Der Segen kostet 100 Rupien, darunter ist nichts zu machen. Das Geld war gut angelegt, denn der Pass erlaubte uns 3 Tage später die Überschreitung. Der Lama ist 85 Jahre alt und lebt zusammen mit einer ebenfalls über 80 Jahre alten Nonne und einer Novizin in dieser Felsengompa.

Dann erfolgte der Abstieg mit Blick zur Annapurna II, um die inzwischen Wolken zogen. Am Nachmittag führten wir in unsere Lodge noch eine Übung mit der faltbaren Überdruckkammer durch, die bei der akuten Höhenkrankheit eingesetzt wird. Durch den künstlich erzeugten höheren Druck wird dem Betroffenen Erleichterung verschafft, die ihn befähigt, anschließend in tiefere Lagen abzusteigen.


7. April 2004

Von Manang nach Yak Kharka

Am frühen Morgen verließen wir bei bestem Wetter Manang. Die Etappe nach Yak Kharka ist nicht lang, ohne Pause ist das in etwa zwei Stunden zu schaffen. Es sind dabei etwa 450 Höhenmeter zu überwinden. Wir werden am Ende dieses Tages erstmals auf über 4000 m Höhe schlafen. Über den Ort Tengi führt der Weg hinauf. Langsam und stetig, denn die Höhe machte sich schon bemerkbar, ging es mit Rückblicken und Ausblicken dem Tagesziel entgegen. Die Baumgrenze hatten wir längst hinter uns gelassen, lediglich Buschwerk kroch über die ausgedörrten Hänge. Die Luft war sehr trocken, das hieß für uns trinken, trinken und nochmals trinken. Trinken ist in dieser Höhe ungeheuer Wichtig. Durch die Atmung und das Schwitzen verliert man in dieser extrem trockenen Luft viel Flüssigkeit, die natürlich ersetzt werden muss. In einem Teehaus in Gunsang legten wir eine Rast ein und schauten vom Dach des Hauses in die beeindruckende Bergwelt. Um die Mittagszeit erreichten wir Yak Kharka, wo wir in der Gangapurna Lodge Quartier bezogen und den Tag mit einem leichten Spaziergang und relaxen ausklingen ließen.

8. April 2004

Von Yak Kharka nach Thorong Pedi 4404 m

Um 8:00 Uhr verließen wir Yak Kharka. Es war die erste richtig kalte Nacht. Die alte Bergsteigerregel, dass man in Höhen über 4000 m nur 400 Höhenmeter über dem Ausgangspunkt schlafen sollte, wurde von uns auch an diesem Tag beherzigt. Die Landschaft war braun gefärbt, selbst die Yakweiden ließen wenig Grün erkennen. So wanderten wir ruhigen Schrittes, an diesem schönen Tag in Richtung Thorong Pedi. Da Thorong Pedi auf der linken Talseite liegt, mussten wir natürlich nochmals absteigen und erreichten nach einem anschließenden Aufstieg oberhalb der Brücke ein Teehaus. Hier gab's warmen Tee. So gestärkt näherten wir uns dann Thorong Pedi. Die Gebäude der Lodge sind im Viereck gebaut, so dass der Innenhof Windschutz bietet. Am Nachmittag verschlechterte sich das Wetter, doch einige von unserer Gruppe erkundeten den Aufstieg. Ich verlegte mich aufs relaxen und viel trinken in dem warmen Gastraum der Lodge. Früh am Abend gingen wir schlafen, denn um 3:00 Uhr in der Früh war wecken angesagt.

9. April 2004

Über den Thorong La nach Muktinath

Nach einem kräftigen Frühstück mit Ra Ra Nudelsuppe machten wir uns gegen 3:45 Uhr im Schein der Stirnlampen an den Aufstieg zum Pass. 14 Grad Minus zeigte das Thermometer an. Noch in der Dunkelheit erreichten wir das Teehaus, das auf einer Höhe von rund 4900 liegt. Dort gab es warmen Tee, von dem ich soviel Trank, wie ich bekommen konnte, denn es lag noch ein langer Tag vor uns. Beim Verlassen des Hauses setzte die Dämmerung ein, die Sterne verblassten und die Helligkeit nahm zu. Dann kam die Sonne hervor und beleuchtete die ersten Bergspitzen. Wir freuten uns, dass bisher alles so gut verlaufen war. Jeder ging seinen Rhythmus, die Gruppe zog sich dadurch etwas auseinander, die Firnflächen der vergletscherten Sechs- und Siebentausender leuchteten im strahlenden Sonnenlicht. So gingen wir langsam, aber stetig, mit der einen oder anderen Trinkpause, unserem Ziel entgegen. Am 9. April 2004, um 8:06 Uhr ist das Ziel erreicht, nach gut vier Stunden Gehzeit stehen wir auf dem Thorong La. Freude kommt auf, der Blick nach Westen zum Dhaulagiri wird frei. Über dem Pass sehen wir den Khatung Kang in der Sonne glitzern. Dann das Gruppenbild mit unseren Trägern und Sherpas, danach bleibt nur schauen, trinken und staunen. Nach einer Stunde Aufenthalt geht es bergab. 1700 Höhenmeter sind in einem wüstenhaften Gelände, in dem die Brauntöne dominieren, zurückzulegen. Das geht ganz schön in die Beine. Uns stört es nicht mehr, wir sind einfach nur glücklich, dass die ganze Gruppe, inklusive Träger und Sherpas, den Pass geschafft hat. Um die Mittagszeit haben wir das Teehaus vor Muktinath erreicht und legen dort noch eine längere Pause ein.

Nach weiteren zwei Gehstunden blicken wir auf Muktinath und den Dhaulagiri, der sein 8167 m hohes Haupt in den Wolken verbirgt. Nach dem Pashupatinath- Tempel in Kathmandu, ist der Ort der 108 Quellen der heiligste Ort der Hindus in Nepal. Die hinduistischen Pilger nehmen zur Reinigung von der Sündenlast ein rituelles Bad in dem Quellwasser, das aus 108, wie Kuhköpfe geformten Speirohren sprudelt. Die Buddhisten verehren einen Schrein mit einer blauen Erdgasflamme über einem Rinnsal, eine wundersame Vereinigung von Feuer, Luft und Wasser. Nach dem Gruppenbild vor dem Tempel gehen wir hinab in den Ort und betrachten das geschäftige Treiben auf dem Dorfplatz, suchen unsere Lodge auf und lassen den Tag ausklingen.


10. April 2004

Von Muktinath nach Marpha

Auf dem Weg von Muktinath (3802 m) nach Marpha (2667 m) liegen heute 1200 Höhenmeter Abstieg vor uns. Er führt uns zuerst durch eine halbwüstenartige Landschaft und später durch das Kali Gandaki Tal . Der Weg ist stark frequentiert, Maultierkarawanen, Pilger, Träger und Touristen kommen von oder gehen nach Muktinath. Es geht durch eine in vielen Jahrhunderten von Menschen geprägte Landschaft ständig bergab. Auf unserem Abstieg ins Tal kommen wir an der alten Festungsstadt Jarkhot vorbei.

Nach etwa zwei Stunden stehen wir dann am Rande des Kali Gandaki Tales und schauen herunter zur grünen Oase Kagbeni. In Kagbeni, dem Tor zum Königreich Mustang, ist Endstation. Wer hier weiter will, braucht ein besonderes Permit, das zurzeit 700 US Dollar pro Woche kostet. Im Jahr dürfen nur 1000 Touristen Mustang besuchen, man will mit dieser Beschränkung die Ursprünglichkeit dieses alten Königsreichs bewahren.

Wir steigen hinab ins Kali Gandaki Tal. Es ist das tiefste Durchbruchstal der Erde. Der Höhenunterschied zu den Gipfeln des Dhaulagiri und der Annapurna, deren Gipfel nur rund 30 Km Luftlinie voneinander entfernt sind, beträgt stellenweise fast 6 Km. Ab hier ist der Wind unser ständiger Begleiter. Er bläst in Sturmstärke von vorn. Wir kämpfen uns, immer gegen den Wind gebeugt, durch die Schlucht bis nach Marpha. Die Ursache des täglich einsetzenden Sturmes ist leicht erklärbar. Durch die Sonneneinstrahlung steigt in Tibet die erwärmte Luft auf und saugt die Luft aus dem Kali Gandaki wie ein riesiger Staubsauger an. Durch die relative Enge des Tales entsteht eine hohe Strömungsgeschwindigkeit, die eine Windstärke von 6 - 8 hervorruft. Es ist schon sehr anstrengend stundenlang gegen den starken Wind anzugehen und so sind wir froh, das wir am späten Nachmittag Marpha erreichen und in den Windschatten des Ortes eintauchen können.


11. April 2004

Von Marpha nach Lete

Marpha ist die grüne Oase im oberen Kali Gandaki Tal. Auf der Bergseite von hohen Felsen umgeben, an die es sich malerisch anschmiegt, öffnet es sich zur Talseite hin in eine grüne Aue, in der auch viele Apfelbäume stehen. Das Obst wird verkauft oder zu einem vorzüglichen Apfelschnaps verarbeitet. Marpha ist durch den Salzhandel mit Tibet reich geworden, nach dem Rückgang, hervorgerufen durch die Besetzung Tibets durch die Chinesen und damit verbunden die Schließung der Grenze, setzte man auf den Tourismus und den Obstanbau. Da wir heute weiter durchs Kali Gandaki Tal gehen, sind wir schon sehr früh aufgebrochen, um dem Sturm, der ab 10:00 Uhr einsetzt, weitgehend auszuweichen. Diese Taktik ging an diesem Tage auch auf. So wanderten wir Talabwärts an der Gompa von Tukuche vorbei, und hatten einen wunderschönen Blick zum Dhaulagiri, der sein Haupt gut 5 Km über uns in den azurblauen Himmel reckte. Mit einer Höhe von 8167 Metern ist er der siebthöchste Berg der Welt. Der Gipfel wurde 1960 durch Kurt Diemberger, Peter Diener, Ernest Forrer, Albin Schelbert, Michel Vaucher, Hugo Weber, Nawang Dorje, Nyama Dorje als Mitglieder einer Schweizer Expedition erstmals bestiegen.

Im Rückblick sahen wir die gleißenden Firnfelder der Nilgirigruppe, deren höchster, der Nilgiri North, eine Höhe von 7061 m erreicht.

Nach einer erfrischenden Flussüberquerung verlassen wir das Flussbett und machten in Koketani unsere Mittagsrast mit Blick zum Tukuche Peak.

Dann erreichten wir Kalopani und dort sehen wir zum ersten Mal die 8091 m hohe Annapurna I. Der Name kommt von der Hindu Göttin Anna Purna. Als Erntegöttin schenkt sie den Menschen Nahrung im Überfluss. 1950 wurde der Gipfel von Louis Lachenal und Maurice Herzog zum ersten Mal bestiegen. Es war der erste erstiegene Achttausender. Die Annapurna gilt in Bergsteigerkreisen als der schwierigste Achttausender.


12. April 2004

Von Lete nach Tatopani

Heute ging es weitere 1300 Höhenmeter bergab nach Tatopani. Die weißen Berge verschwinden allmählich, das Klima wird wieder subtropisch und die Fernsicht wird durch den atmosphärischen Dunst eingeschränkt und auch das Tal wird enger, die Bergflanken, durch die unser Weg führt, steiler. Ein letzter Blick zurück zum Dhaulagiri, dann ging's über eine Hängebrücke auf die andere Talseite. Wo die Möglichkeit besteht, werden in mühseliger Arbeit Terrassenfelder bewirtschaftet.


In Rupse Chahara übersetzt "Schöner Wasserfall", legten wir unsere Mittagsrast ein. Dann ging's weiter, es wurde immer schwüler und wir befürchteten schon, dass es bald regnen würde, aber wir hatten Glück, wir erreichten Tatopani trocken. Der Ort hat seinen Namen von einer heißen Quelle, denn tato= heiß und pani= Wasser heißt, heißes Wasser. Den Abend verbrachten wir im Garten der Lodge und ließen bei dem einen oder anderen Bier den Tag ausklingen, denn am nächsten Tag war der versprochene Ruhetag.

13. April 2004

Ruhetag in Tatopani

Der Ruhetag begann mit einem Blick zum Nilgiri South und wurde fortgesetzt mit Apfelsinen pflücken, waschen, relaxen im Lodge Garten, Ortsbesichtigung und baden im heißen Pool von Tatopani mit abkühlen im kalten Fluss.





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